Die World Socialist Web Site verurteilt die militärischen und politischen Provokationen, mit
denen die Bush-Regierung einen Angriff auf den Iran vorbereitet. Wir rufen die arbeitende Bevölkerung sowie Schüler und Studierende auf, der brutalen und krankhaften Kriegstreiberei der Brandstifter in Washington entgegenzutreten.
Wenn der Krieg abgewendet werden soll, muss eine politisch bewusste Bewegung der Arbeiterklasse ins Leben gerufen werden. Sie muss dabei völlig unabhängig sein von den beiden pro-imperialistischen Parteien, die eng mit der
Wirtschaftelite verbunden sind und das politische Establishment in den Vereinigten Staaten bestimmen.Keine Zeit für Sorglosigkeit und Illusionen! Erst vor drei Monaten hatte die überwältigende Masse der amerikanischen
Bevölkerung bei den Kongresswahlen dem Krieg in Nahost eine klare Absage erteilt. Dennoch weitet die Bush-Regierung nicht nur ihre militärischen Operationen im Irak aus, sondern steuert auch rücksichtslos auf einen neuen Krieg
gegen das Nachbarland Iran zu.
Das Tempo der Ereignisse hat merklich zugenommen. Unmittelbar nach der Wahl wies die Bush-Regierung die Empfehlungen der Baker-Kommission zurück, die Verhandlungen mit dem Iran und Syrien
vorgeschlagen hatte. Stattdessen gab Bush am 10. Januar den "Truppenaufbau" im Irak bekannt und warf dem Iran wie Syrien vor, Aufständische im Irak auszubilden und zu bewaffnen. Er kündigte an, das amerikanische Militär
werde diese Unterstützernetzwerke "suchen und zerstören". Tag für Tag lässt das Weiße Haus Drohungen und Anschuldigungen gegen Teheran los. Mit Unterstützung der willfährigen Medien wird dem Iran vorgeworfen, sich im Irak
"einzumischen" und indirekt für den Tod von amerikanischen Soldaten verantwortlich zu sein - ohne dass die geringsten Beweise dafür vorliegen.
In der vergangenen Woche präsentierten geheimnisvolle Vertreter des
US-Verteidigungsministeriums "Indizien", nach denen einige der gegen amerikanische Patrouillen eingesetzten Bomben angeblich im Iran hergestellt wurden. Diese und andere Regierungsmitglieder behaupten, "höchste
Stellen des iranischen Staates" seien darin verwickelt. Die Pentagon-Vertreter verlangten bei Vorlage der fragwürdigen Beweise anonym zu bleiben und untersagten Aufnahmen im Rahmen des Briefings. Schon allein daran zeigt sich,
dass hier mit fabrizierten Argumenten und Materialien ein Casus Belli gegen Teheran konstruiert werden soll. Tatsächlich musste der Vorsitzende des Generalstabs, General Peter Pace, innerhalb von 48 Stunden zugeben, dass der Armee
keinerlei Erkenntnisse über eine Verwicklung des iranischen Staates in Waffenlieferungen an schiitische Milizen im Irak vorliegen.
Nichtsdestotrotz haben die Medien diese Anschuldigungen gegen Teheran allseits wiedergekäut. Sie
spielen größtenteils bereitwillig erneut die gleiche perfide Rolle eines Sprachrohrs für Kriegspropaganda, ganz wie sie vor vier Jahren den Irakkrieg vorbereitet haben, als überall von gefährlichen Waffensystemen und
Terrorverbindungen die Rede war.
Parallel zu den fabrizierten Anschuldigungen gegen den Iran finden dreiste Provokationen statt. Dazu zählen militärische Übergriffe auf diplomatische Einrichtungen des Irans im Irak und die
Entführung iranischer Diplomaten mit vorgehaltener Waffe.
Der Truppenaufbau im Persischen Golf schreitet derweil zügig voran. Ende Februar wird eine amerikanische Armada von 50 Kriegsschiffen in der Region stationiert sein,
darunter zum ersten Mal seit März 2003 wieder zwei Flugzeugträgerkampfgruppen. Berichten zufolge ist möglicherweise sogar eine dritte Kampfgruppe auf dem Weg. Mit der Unterstützung von Kampfflugzeugen, die durch ein Netzwerk von
Militärbasen überall in der Region stationiert sind, können die USA jetzt rund um die Uhr Bombardements mit Cruise Missiles und hunderten Bombern durchzuführen. Patriot-Raketenabwehrsysteme werden derzeit in den Golfstaaten
aufgestellt, um wichtige amerikanische Einrichtungen zu schützen und die nervösen Verbündeten wegen möglicher iranischer Gegenschläge zu beruhigen.
Neben diesen militärischen Vorbereitungen entwickelt Washington intensive
diplomatische Aktivitäten. Hohe Vertreter der Bush-Regierung reisen im gesamten Nahen Osten hin und her, um eine anti-iranische Allianz zu schmieden, deren zentrale Bausteine Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien sind. Israel,
Amerikas engster Verbündeter in der Region, hat dem Iran "ernste Schritte" für den Fall angedroht, dass das Land sein Atomprogramm nicht beenden sollte.
Den Reisen von Vizepräsident Dick Cheney, der treibenden Kraft
hinter der Irak-Invasion, kommt damit eine besondere Bedeutung zu. Sein eintägiger Nahost-Besuch im vergangenen Oktober, als er den saudischen Monarchen persönlich traf, zog einen ständigen Anstieg der saudischen Ölforderung und
den Fall des Weltmarktpreises für Rohöl nach sich. Dies unterminiert nicht nur die iranische Wirtschaft, sondern könnte auch einen wirtschaftlichen Kriegsschock abfedern. Jetzt will Cheney Australien und Japan besuchen, zwei
weitere enge Verbündete der USA, deren Unterstützung für die amerikanischen Pläne gegen den Iran zu sichern sind.
Es wird alles Mögliche versucht, um einen Krieg heraufzubeschwören. "Sie wollen so provokativ wie möglich
vorgehen und die Iraner zu etwas anstacheln, das einen amerikanischen Vergeltungsschlag notwendig macht"; sagte Hillary Mann, die US-Sicherheitsberaterin mit dem Arbeitsschwerpunkt Iran und Persischer Golf, gegenüber dem
Magazin Newsweek.
Cheneys "Jahr des Iran"
Die Washington Post berichtet derweil: "Einige hohe Regierungsvertreter bevorzugen immer noch eine direkte Konfrontation. Einem Botschafter verschlug
es fast die Sprache, als John Hannah, der Sicherheitsberater von Vizepräsident Cheney, bei einem Treffen kürzlich 2007 zum 'Jahr des Irans' erklärte und andeutete, ein amerikanischer Angriff sei eine reale Möglichkeit."
Senator Christopher Dodd (ein Demokrat aus Connecticut) bestätigte in einem Fernsehinterview am Sonntag: "Einige sind ganz sicher dafür", einen Krieg mit dem Iran zu beginnen. "Wir haben schon in der Vergangenheit
gesehen, dass ihnen nichts lieber wäre als dies."
Ähnlich warnte der Kolumnist Paul Krugman in der New York Times am Montag vor einem Angriff auf den Iran. "Es gibt Anzeichen, dass zumindest eine mächtige
Fraktion in der Regierung nach einem Kampf lechzt."
Die Außenpolitik und die innere Dynamik der Bush-Regierung weisen immer mehr Ähnlichkeit mit Nazideutschland oder dem kaiserlichen Japan auf. Es ist kaum mehr zu übersehen,
dass die Politik in Washington weitgehend von einer kriminellen, kriegsgeilen Kamarilla bestimmt wird. Diese setzt Kräfte in Bewegung, die einen weiteren amerikanischen Angriffskrieg nahezu unausweichlich machen.
Wie vor dem
Irakkrieg erklärt Präsident Bush gebetsmühlenartig, die USA hätten keine unmittelbaren Pläne, den Iran anzugreifen. Die Dementis sind schlicht und ergreifend nicht glaubwürdig. Wenn man äußerst wohlwollend ist, so interpretiert man
die ständigen Drohungen gegen Teheran als Teil eines Plans, um die iranische Regierung zum Nachgeben gegenüber allen Forderungen zu zwingen. Eine solche Einschüchterungstaktik hat aber ihre eigene Logik, kann leicht außer Kontrolle
geraten und zum offenen militärischen Konflikt führen - was immer die ursprünglichen Absichten gewesen sein mögen. Aber alle Erfahrung der letzten sechs Jahre deutet darauf hin, dass die Ziele der Bush-Regierung alles andere als
nobel sind. Die Neokonservativen, die für die am stärksten vom Militarismus durchdrungene Elite im Weißen Haus und in Amerika allgemein sprechen, drängen weiter auf einen "Regimewechsel" in Teheran, als Teil einer
breiteren Strategie für die Umgestaltung des Nahen Ostens unter amerikanischer Vorherrschaft.
Das Wall Street Journal, das die Ansichten des extrem rechten Flügels im Weißen Haus am direktesten wiedergibt, brachte am
Dienstag einen Leitartikel, der die Beschuldigungen der Bush-Regierung gegen den Iran unkritisch wiedergibt. Gleichzeitig forderte das Blatt, die USA sollten "Teheran eine Botschaft senden, dass das Töten von Amerikanern nicht
ungestraft bleibt." Angebracht seien sofortige Bombenangriffe auf "die Revolutionären Garden und auf iranische Rüstungsbetriebe."
Eine beunruhigende Warnung kam von Seiten des ehemaligen Nationalen
Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski. Er sprach am 1. Februar vor dem Außenpolitischen Ausschuss des US-Senats und äußerte sich tief besorgt zu der Aussicht, dass Bushs Politik die USA in den Abgrund führt. Brzezinski
verurteilte den Irakkrieg als "ein historisches, strategisches und moralisches Unglück". Er sagte voraus, dass "die USA in eine direkte Konfrontation mit dem Iran und großen Teilen der islamischen Welt geraten, wenn
sie weiter in dem blutigen Schlamassel im Irak stecken bleiben."
Brzezinski unterzog Bushs gesamten "Krieg gegen den Terror" einer scharfen Kritik. Er bezeichnete die Gleichsetzung von islamischem Extremismus und
al Qaida mit der Bedrohung, die der US-Imperialismus durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion erfuhr, als "eine mythische historische Erzählung". "Die Behauptung, Amerika befinde sich in der Region schon im Krieg
mit einer umfassenderen islamischen Bedrohung, deren Epizentrum der Iran ist, ist eine sich selbst erfüllenden Prophezeiung", erklärte er. "Vages und aufstachelndes Gerede [...] bringt stärkeren Antiamerikanismus hervor
und erhöht die Gefahr eines neuen langfristigen Zusammenstoßes zwischen den Vereinigten Staaten und der islamischen Welt."
Besonders beunruhigend war seine Schilderung eines "plausiblen Szenarios in Hinblick auf einen
militärischen Konflikt mit dem Iran". Dies könne folgendermaßen aussehen: "Der Irak erfüllt die Erwartungen nicht, es folgen Vorwürfe an den Iran, dafür verantwortlich zu sein, dann einige Provokationen im Irak oder ein
Terroranschlag in den USA, für den der Iran verantwortlich gemacht wird , dann als Höhepunkt eine ‚defensive’ Militäraktion der USA gegen den Iran, der das isolierte Amerika in einen riesigen, tiefen Schlamassel zieht, der
schließlich vom Irak über den Iran und Afghanistan bis nach Pakistan reichen könnte."
Brzezinski gab dem Ausschuss zu verstehen, dass er nicht nur dem Weißen Haus solch einen Kurs zutraut. Er hält es sogar für möglich, dass
die US-Regierung "eine Provokation im Iran oder einen Terroranschlag in den USA" veranlasst, um einen Vorwand für Krieg gegen den Iran zu haben. Diese Äußerungen eines Mannes mit jahrzehntelanger Erfahrung in den obersten
Kreisen des amerikanischen Staatsapparats ein klares Zeichen dafür, dass die Bush-Regierung mit voller Kraft auf einen militärischen Konflikt mit dem Iran zusteuert und dabei die langfristigen Auswirkungen ihres Handelns ausblendet.
Jeder Krieg gegen den Iran hätte unmittelbar tragische Folgen für die Bevölkerung des Landes, die schon in den 1980er Jahren einen mit Billigung der USA geführten blutigen Krieg mit dem Irak ertragen musste. Der Einsatz von
Atomwaffen gegen den Iran wird in hohen amerikanischen und israelischen Kreisen offen diskutiert. Es wäre das erste Mal seit der Einäscherung der japanischen Städte Hiroschima und Nagasaki durch die USA im Jahre 1945, dass solche
Waffen gezündet würden.
Die Folgen eines amerikanischen Angriffs auf die 70 Millionen Menschen zählende Bevölkerung im Iran - die damit dreimal so groß ist wie die ihres Nachbarn Irak - gehen aber weit über die Grenzen des Landes
hinaus. Der Konflikt hätte äußerst destabilisierende Folgen für den ganzen Nahen und Mittleren Osten sowie Zentralasien. Er hätte zudem das Potential, europäische und asiatische Großmächte hineinzuziehen, die alle ein vitales
Interesse an den riesigen Energievorkommen der Region hegen.
Das Verhalten der Bush-Regierung erinnert auf unangenehme Weise an die verantwortungslosen Aggressionsakte, die zum Ersten und zum Zweiten Weltkrieg führten. In den
1930er Jahren marschierten deutsche und japanische Truppen in ein Land nach dem anderen ein, terrorisierten die Bevölkerung und setzten unter fadenscheinigen Vorwänden und unter völliger Missachtung des Völkerrechts
Marionettenregimes ein. Ähnlich scheint sich die Weltpolitik heute in den Klauen von Verrückten und Größenwahnsinnigen zu befinden, die auf Teufel komm raus einen weltweiten Konflikt provozieren wollen.
Die Wurzeln des amerikanischen Militarismus
Dieser Wahnsinn entspringt allerdings einer unausweichlichen Logik. Dem Ausbruch des Militarismus in den USA liegen verzweifelte Anstrengungen der herrschenden Eliten zugrunde, die
tiefen und unlösbaren Widersprüche des Profitsystems selbst zu überwinden: Die Widersprüche zwischen der Weltwirtschaft und dem veralteten kapitalistischen Nationalstaatensystem sowie zwischen der gesellschaftlichen Form der
Produktion und der Anarchie des Weltmarkts, der auf dem Privateigentum beruht. Sinkende Profitraten und eine zunehmende Krise der Weltwirtschaft zwingen die Großmächte in einen gnadenlosen Konkurrenzkampf um billige Arbeitskräfte
und Rohstoffe, der letztlich mit militärischen Mitteln ausgetragen werden muss.
Der konzentrierte Ausdruck dieses Prozesses ist in den Vereinigten Staaten selbst zu finden. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die herrschende Klasse
Amerikas mit ihren enormen ökonomischen Möglichkeiten die kapitalistische Weltordnung stabilisieren, die durch drei Jahrzehnte Krieg und Depression in ihren Grundfesten erschüttert war. Der dann einsetzende ökonomische Niedergang
Amerikas gegenüber seinen europäischen und asiatischen Rivalen - der sich deutlich darin zeigte, dass der weltweit größte Gläubiger sich in die größte Schuldnernation verwandelte - hat die USA zum destabilisierenden Faktor in der
Weltpolitik werden lassen. Washington versucht verzweifelt, die ökonomische Schwäche der USA wettzumachen, und greift dabei zunehmend auf die verbliebene militärische Überlegenheit zurück, um Amerikas Position als globale
Hegemonialmacht zu verteidigen.
Bushs Vorbereitungen auf einen Krieg mit dem Iran haben nichts mit den mutmaßlichen Atomwaffenprogrammen der iranischen Regierung oder ihrer angeblichen "Einmischung" im Irak zu tun. Seit
dem Sturz des treuen US-Verbündeten Schah Reza Pahlewi im Jahre 1979 hält Washington eine Wirtschaftsblockade gegen den Iran aufrecht. Die Vereinigten Staaten mussten zusehen, wie die europäischen Mächte, Russland, China und Japan
lukrative Wirtschaftsverträge mit der islamischen Republik schlossen, besonders solche zur Erschließung der iranischen Energievorräte. Weil sie wirtschaftlich nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, versucht die Bush-Regierung
unter Einsatz ihrer militärischen Macht die Kontrolle über das Land mit den zweitgrößten Gas- und drittgrößten Ölreserven der Welt zu erringen.
Es wäre ein großer politischer Fehler, davon auszugehen, dass vernünftigere Schichten
der herrschenden Kreise, ob in den USA oder anderswo, den drohenden Krieg gegen den Iran doch noch abwenden. Das Schweigen in den Medien und im politischen Establishment zu Brzezinskis Bemerkungen bestätigt erneut, dass auch die
Demokraten Bush und seine Kumpanen nicht hindern werden, mit der Welt Russisches Roulette zu spielen, nachdem sie bereits die völkerrechtswidrige Invasion im Irak abgesegnet haben. Brzezinskis Vorschlag, dass Amerika sich aus dem
Irak zurückziehen und unter Einbeziehung aller Großmächte eine regionale Lösung anstreben solle, verweist schon auf die Gründe. Ein solcher Plan würde unvermeidlich die Dominanz des US-Imperialismus im Nahen Osten und damit
weltweit erschüttern, und ist daher für die herrschende Elite in Amerika völlig unakzeptabel.
Wer glaubt, die Europäische Union, Russland, China oder die Vereinten Nationen würden der Bush-Regierung in den Arm fallen, wenn diese
zum Krieg strebt, der wird enttäuscht. Um der eigenen Wirtschaftsinteressen willen gab es zwar ein langes Manövrieren, doch alle Großmächte haben sich im Dezember letztlich hinter eine Resolution im UN-Sicherheitsrat gestellt, die
das iranische Atomprogramm zu einer Gefahr für den Weltfrieden erklärte und wegen der Weigerung, das Programm einzustellen, Teheran scharf verurteilt. Wie schon vor der Invasion im Irak werden die USA diese Resolution zweifellos
ausnutzen, um einen Angriff auf den Iran zu rechtfertigen, unabhängig von ihrem genauen Wortlaut und eventueller juristischer Vorbehalte. Die UN selbst schweigt zu den amerikanischen Kriegsvorbereitungen im Persischen Golf.
Ein
Krieg mit dem Iran wird in den Vereinigten Staaten schwere politische Folgen haben. Dass die Bush-Regierung dreist über die Ergebnisse der Kongresswahlen hinweggeht, bringt sie in direkten Konflikt mit der amerikanischen
Bevölkerung. Ein amerikanischer Angriff auf den Iran wird zweifellos von einem umfassenden Angriff auf demokratische Rechte in den USA selbst begleitet, weil das Weiße Haus jeden Widerstand gegen die unpopuläre Politik der
Bush-Regierung unterdrücken will. Falls der Kongress auch nur zögerlich versuchen sollte, Bushs Pläne zu behindern, dann besteht keinerlei Garantie, dass sich die Regierung an die traditionellen verfassungsmäßigen Gepflogenheiten
halten wird. Bush hat sich schon mehr als einmal auf seine "Vollmachten" als Oberbefehlshaber berufen, um sich über althergebrachte demokratische und rechtliche Normen hinwegzusetzen.
Die räuberische Außenpolitik der
Bush-Regierung dient den Interessen der gleichen parasitären Wirtschaftselite, die im Inland riesige Profite durch systematische Umstrukturierung, Arbeitsplatzabbau und unverhüllte finanzielle Ausplünderung angehäuft hat. Heute
existiert eine ungeheure gesellschaftliche Kluft zwischen einer schmalen Schicht obszön reicher Menschen und der Mehrheit der Bevölkerung, die entweder kämpfen muss, um über die Runden zu kommen, oder schon in tiefer Armut steckt.
Die arbeitende Bevölkerung in den Vereinigten Staaten hat kein Interesse daran, Bushs Kriegspläne zu unterstützen. Ihr Interesse besteht darin, sich mit der großen Mehrheit der Menschen in aller Welt zusammenzutun, die sich, ebenso
wie sie selbst, Frieden, einen anständigen Lebensstandard und demokratische Rechte wünschen.
Wenn die WSWS gegen die imperialistische Verschwörung kämpft, die sich gegen den Iran zusammenbraut, so ist dies keineswegs mit
politischer Unterstützung für das reaktionäre klerikale Regime des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu verwechseln. Die Teheraner Regierung besteht aus einer labilen Koalition von Vertretern bürgerlich-kapitalistischer
Interessen, die religiöse Demagogie und gelegentliche antiimperialistische Sprücheklopferei einsetzen, um sich einer ohnehin brüchigen Unterstützung in der Bevölkerung zu versichern. Sie fürchten vor allem das erneute Aufflammen
einer unabhängigen Bewegung in der iranischen Arbeiterklasse, die auf eine lange Tradition revolutionärer sozialistischer Kämpfe zurückblickt. Die repressive Politik des klerikalen Regimes ist darauf ausgerichtet, die Entwicklung
einer wirklich demokratischen, sozialistischen und antiimperialistischen Bewegung in der Masse der iranischen Bevölkerung zu verhindern.
Aber mit dem bürgerlichen Regime im Iran abzurechnen, ist die Aufgabe der iranischen
Arbeiterklasse. Mit ihrem Kriegstrommeln bietet die Bush-Regierung Ahmadinedschad die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit breiter Bevölkerungsschichten von drängenden sozialen Fragen abzulenken. Darüber hinaus wäre das Ziel eines
amerikanischen Angriffs auf den Iran nicht die Schaffung einer demokratischen Regierung, sondern die Einsetzung einer weiteren Marionettenregierung und die Verwandlung des Landes in ein halbkoloniales Protektorat der Vereinigten
Staaten.
Für ein sozialistisches Antikriegsprogramm
Ein wirklicher Kampf gegen den amerikanischen Militarismus und Krieg, deren Ursachen im kapitalistischen System selbst liegen, erfordert den Aufbau einer breiten
unabhängigen politischen Bewegung in der Arbeiterklasse weltweit.
Die Arbeiterklasse muss sich auf unabhängige Weise für bestimmte Forderungen stark machen: Für den sofortigen bedingungslosen Rückzug aller US-Truppen aus
Afghanistan und dem Irak, für den Rückzug der amerikanischen Kriegsarmada aus dem Persischen Golf und für die Auflösung des Netzwerks von Militärbasen, die das Pentagon im ganzen Nahen und Mittleren Osten sowie in Zentralasien
geschaffen hat.
Darüber hinaus muss sie sich die Forderung zu Eigen machen, dass alle Verantwortlichen in der Bush-Regierung für die Planung und Ausführung eines unprovozierten Angriffkriegs gegen den Irak politisch und
juristisch zur Verantwortung zu ziehen sind.
Die Arbeiterklasse muss entschieden jeden Versuch ablehnen, in den USA oder anderswo die Wehrpflicht einzuführen, um Arbeiterjugendliche zu Kanonenfutter in diesen Kriegen zu machen.
Der Kampf gegen Krieg muss sich auch gegen die spezifischen Klassen- und Profitinteressen richten, die ihn anheizen. Der gewaltige militärisch-industrielle Komplex in den USA muss enteignet und unter öffentliche Kontrolle
gestellt werden. Er ist für friedliche Produktion umzubauen. Die enormen Staatsgelder, die für Krieg verschwendet werden - 470 Milliarden Dollar beträgt das Budget des Pentagon alleine in diesem Jahr - müssen genutzt werden, um die
drängenden sozialen Probleme der arbeitenden Bevölkerung in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt zu lösen.
Auch die riesigen Energiekonzerne (ExxonMobil, Chevron, Conoco-Phillips und andere), die aus dem Tod und der
Zerstörung im Irak riesige Sonderprofite gezogen haben, gehören unter öffentliche Kontrolle gestellt.
Der Kampf zur Beendigung des Kriegs im Irak und gegen den drohenden noch blutigeren Angriff auf den Iran kann in den
Vereinigten Staaten ebenso wenig wie anderswo mit Hilfe der etablierten Parteien und der staatlichen Institutionen geführt werden. Es ist stattdessen erforderlich, dass die arbeitende Bevölkerung in aller Welt ihre Kämpfe vereint,
indem sie eine internationale sozialistische Massenbewegung aufbaut. Dies ist die Aufgabe, die sich die Parteien des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI) gesetzt haben.
Die WSWS unterstützt die von den
International Students for Social Equality (ISSE) und der Socialist Equality Party (SEP) in den Vereinigten Staaten einberufene Konferenz gegen Krieg, die unter dem Motto steht: "Gegen die Besetzung des Irak! Nein zum Krieg
gegen Iran!".
Diese Konferenz, die am 31. März und 1. April in der Universität von Michigan in Ann Arbor stattfindet, wird eine wichtige Rolle dabei spielen, Studenten, Jugendliche und Arbeiter in den Vereinigten Staaten und
weltweit nicht nur gegen imperialistischen Krieg zu mobilisieren sondern auch gegen das kapitalistische System, das ihn hervorbringt.